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SMS Kampagnen – Teil 1

Das Beispiel “Unterschriften für Mindestlohn”

Die Möglichkeiten per SMS zu Spenden wurden hier schon beschrieben. Jetzt folgt ein erster Bericht über weitere Einsatzmöglichkeiten der SMS-Dienste in einer Non-Profit-Kampagne.

Die Idee ist nicht neu. Bereits 2006 experimentierte die Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft (Ver.di) mit SMS-Unterschriften. Die Gewerkschafts-Kampaigner suchten gezielt nach einer Möglichkeit konventionelle- und elektronische Medien zu verbinden.

Dazu wurde im Rahmen einer bereits bestehenden Kampagne zum Thema “Mindestlohn” der Gewerkschaften Ver.di und Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die Web-Site mindestlohn.de (Anm. diese Seite gibt es leider nicht mehr) entwickelt. Die primär als Online-Kampagne konzipierte Initiative für einen Mindestlohn sollte mit einem möglichst niedrigem Budget bundesweit bekannt gemacht werden und Menschen zum “mitmachen” motivieren. Klassische Werbung über TV und Radio oder flächendeckende Plakatierung über einen längeren Zeitraum hinweg lassen sich i.d.R. mit den für solche Kampagnen zur Verfügung stehenden Budgets nicht realisieren. Zudem würde eine Aufforderung eine Internet-Seite zu besuchen um an einer Aktion teil zu nehmen vermutlich verpuffen, da zwischen Aufruf und der Möglichkeit zu Handeln zu viel Zeit vergeht. Also wurde auf ein verbindendes Medium gesetzt, dass die Verbindung von Offline- zu Online-Kampagne herstellt: Das Mobiltelefon.

Im März 2006 wurden bundesweit für den Zeitraum von zehn Tagen an 4.000 Stellen Großplakate geschaltet. Darauf warben die Gewerkschaften für ihre Mindestlohn-Kampagne und forderten die Leser auf sogleich ihre Zustimmung per SMS kund zu tun. Die Aufforderung bestand darin eine SMS mit dem Stichwort “Mindestlohn”, dem Namen und dem Wohnort an eine Kurzwahlnummer zu senden. Als Anwort bekam der Versender eine automatisch generierte SMS zurück. Darin wurde der Eingang bestätigt und sich für die Unterstützung bedankt. Zudem enthielt die Nachricht den Hinweis darauf, dass der Name des Unterstützers demnächst unter der Internet-Adresse “www.mindestlohn.de” eingetragen wird.

Während des Zeitraums der Plakatierung gaben 7.500 Menschen per SMS ihre “Unterschrift”. Im weiteren Verlauf gingen innerhalb eines Jahres 14.055 SMS-Unterschriften ein. Zum Vergleich gaben im gleichen Zeitraum 11.435 Menschen ihre Zustimmung online auf der Internet-Seite und 117.628 Unterschriften wurden herkömmlich auf papiernen Unterschriften-Listen gesammelt.

Ver.di wertete die Aktion ob ihrer unerwarteten Akzeptanz als Erfolg. “Die Erfahrungen dieser SMS-Aktion zeigen zudem, dass der Transfer von einem Printmedium, hier dem Plakat, über das Moboltelefon per SMS-Abstimmung auf ein Online-Medium, die Homepage der Kampagne, funktioniert hat”, so ein ver.di-Vertreter. Auf Grund der positiven Ergebnisse wurde das Werkzeug auch in anderen Gewerkschafts-Kampagnen eingesetzt.  Beispielsweise in der Kampagne “Genug gespart” gegen weitere Sparmaßnahmen im Öffentlichen Dienst  oder in der IG-Metall-Kampagne “Leiharbeit fair gestalten”.

In Zeiten des iPhones kann man sich den Umweg über die SMS sicher bald sparen aber die Verbindung Aufmerksamkeit auf der Straße zur sofortigen Handlung bleibt interessant.

Ingo Bokermann, Online-Kampaigner