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Kampagne für einen Kiosk – Die Schmitzebud

Im September 2008 war es im Kölner Stadtanzeiger zu lesen. Im Rahmen einer Umgestaltung wird ein Kiosk im Kölner Statdteil Rath verschwinden. Dieser, im Volksmund “Schmitze Büdchen” genannte Kiosk stand bereits seit 18 Monaten leer und und alle Bemühungen einen neuen Betreiber zu finden waren erfolglos. Also sollte das “unschöne Umfeld” so die CDU, und der Kiosk verschwinden und den Blick auf ein benachbartes Hügelgrab frei machen.

Das erscheint einem erstmal völlig unspektakulär, doch die Ortspolitiker haben etwas übersehen: Dieses 1898 eingeweihte Büdchen am Eingang zum Naherholungsgebiet Königsforst war von Beginn an Anlaufpukt für Wanderer und Erholungssuchende. Bundesweiten Kultstatus erlangte der Kiosk dadurch, dass er bereits seit den 30er Jahren Anlaufpunkt für Radrennfahrer ist. Lebende Radrennfahrlegenden wie der ortsansässige Rolf Wolfshohl (dreimal Weltmeister, 14-mal deutscher Meister im Radcross, Tour-de-France-Etappensieger etc.), der Kölner Ex-Radprofi Karl-Heinz Kunde (unter anderem dreimaliger Deutscher Meister, Träger des gelben Trikots der Tour de France) oder der als ARD-Radsportkommentator bekannte Ex-Radprofi Marcel Wüst nutzten die „Schmitzebud“ als Verpflegungsstation und Ausgangspunkt für ihre Trainingsfahrten ins Bergische Land. Das erfuhren wir einen Monat später durch einem Artikel des Radsportmagazins Tour. Wer lesen möchte, welchen Status die “Schmitzebud” tatsächlich hatte, kann es in einem alten ZEIT-Artikel nachlesen.

Folgerichtig wurde in Köln die Initiative Rettet die Schmitzebud gegündet. Eine Gruppe Rennradfahrer und Bürger setzt sich dafür ein, dass die Trinkhalle, wie die Bude offiziell heisst,  entsprechend ihrer Tradition weiter genutzt wird. Die Initiative macht mit Radsportfesten, Klönabenden mit Radsportlegenden, Lesungen, professionellem Internet-Auftritt und Social-Network-Aktivitäten immer wieder auf sich aufmerksam. Radsportveranstaltung rund um die Bude beispielweise eine sogenannte Permanente RTF werden mittlerweile von ortsansässigen Vereinen organisiert. Mit der Aufstellung eines Fahrradschlauch-Automaten an der “Schmitzebud” ist der Initiative eine besondere Aktion gelungen. Auf der Internetsite können Fans der Bude ihre Radsport-Fotos einsenden und so in die Galerie der Bude gelangen.

Wir lernen: Kampagnen-Themen müssen uns emotional berühren. Wer will nach dieser Lektüre noch die Bude abreißen? Wir wünschen: Mehr Fahrarradschlauch-Automaten und ein bundesweites Netz an “Schmitzebuden”. Wer macht Vorschläge für entsprechende Standorte?

Der Kampaigner nach einer Rennrad-Tour.

Inzwischen – Stand April 2017 – scheint die Schmitzebud gerettet. Drei Pizzabäcker übernehmen die Schmitzebud.