Zur Greenpeace Kampagne #TTIPleaks
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Kampagnen Lehrstück: TTIP-Leak voll genutzt

Greenpeace activists call for greater transparency in TTIP negotiations. The environmental activists set up a glassy public reading room at Brandenburg Gate, where texts of leaked TTIP documents are made available for the public. Am Brandenburger Tor stellen Greenpeace-Aktivisten einen glaesernen Leseraum auf, in dem die nun veroeffentlichten TTIP Verhandlungstexte fuer jedermann einsehbar sind. Greenpeace Aktivisten fordern von der Bundesregierung mehr Transparenz.

Am vergangenen Montag, den 2. Mai., hat Greenpeace bis dahin geheime Verhandlungsdokumente über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP veröffentlicht und damit eine Riesenwelle los getreten.
Wie Greenpeace an die Dokumente gekommen ist wissen wir nicht. Interessant für uns ist wie die Organisation die Veröffentlichung in einer Mini-Kampagne inszeniert hat und einigen Kampagnenregeln folgend – damit die optimale Wirkung erzielen konnte. Die Kampagnenregeln haben wir für euch fett in Klammern gesetzt

In der Anti-TTIP-Koalition sind über 500 deutsche und internationale Nicht-Regierungsorganisationen vereint. Darunter so namhafte wie Brot für die Welt und Campact. Theoretisch hätte jede dieser Organisationen diese Dokumente zugespielt bekommen können. Bei den meisten wäre die Aufregung über das goldene Ei sicher groß gewesen. Eine eilig einberufene Pressekonferenz wäre vermutlich gut besucht, die Verkündung dass es das dann gewesen sein muss mit TTIP wäre häufig zitiert worden und man wäre hochzufrieden gewesen.
Gut, dass es Greenpeacer waren, die die Dokumente bekommen haben.
Die Greenpeace-Profis haben das maximale herausgeholt: sowohl in Bezug auf die Verbreitung und als auch in Bezug auf die Wirkung. Nebenbei wurde #ttipleaks natürlich eindeutig Greenpeace zugeschrieben.
Zunächst ging es darum, dass die Informationen glaubhaft und unzweifelbar echt sein müssen. Eine “Prüfung” durch den Rechercheverbund bestehend aus NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung sorgte für die Glaubwürdigkeit. Dass offenbar im Gegenzug die im Rechercheverbund beteiligten Medien am Sonntag vorab berichten konnten war nicht etwa ein notwendiges Übel, sondern ein wichtiges Element in der Kampagne. Es war die Ankündigung, dass hier eine kleine Geschichte beginnt (Erzähle eine Geschichte!). Zusätzlich wurden einige internationale Medienvertreter durch das Greenpeace-Büro in Brüssel kurzfristig informiert.
Damit die anderen Medien für die morgendliche Berichterstattung gleich das richtige Bild haben, hat Greenpeace Teile der Texte in der Nacht auf den Deutschen Reichstag in Berlin projiziert (Kommuniziere in Taten und Bildern!). Nicht, dass zu der morgendlichen Berichterstattung Bilder der Anti-TTIP-Demonstration aus der Woche zuvor in Hannover ausgesucht werden – worauf womöglich Transparente von anderen Verbänden zu sehen sind.
Für die “Pressekonferenz” am Montag wurde die in Berlin stattfindende re:publica ausgesucht. Das war angesichts des zu erwartenden wohlwollenden Publikums und der sowieso zahlreich vertretenen Journalistinnen und Journalisten sicher gut gewählt (Nutze gegebene Anlässe!), aber eher als “Leckerli” und nicht als Notwendigkeit zu sehen.
Zeitgleich mit der “Pressekonferenz” wurden die Dokumente von Greenpeace in den Niederlanden zum download bereit gestellt. Nach der Pressekonferenz stellten die Aktivistinnen und Aktivisten einen “gläsernen Leseraum” vor das Brandenburger Tor – In Sichtweite zur US-amerikanischen Botschaft. Damit wurde die Absurdität des Nicht-öffentlichen Leseraums für die Abgeordneten deutlich (Finde das richtige Symbol!)
Nachdem die Berliner Polizei am Dienstag den “öffentlichen Leseraum” geräumt hat öffnete Greenpeace weitere Leseräume u.a. im Ausstellungsraum in der hamburger Greenpeace-Zentrale.