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vor 20 Jahren: Greenpeace gewinnt Brent Spar-Kampagne

 Fünf Lektionen für eure Kampagnen:

Am 20. Juni 1995 kündigte Shell an, auf die geplante Versenkung ihrer Öl-Plattform “Brent Spar” im Nordatlantik zu verzichten. Das bedeutete das Ende der bis dahin gewaltigsten Kampagne einer Umwelt-NGO gegen einen Weltkonzern und den Sieg für Greenpeace. Am 30. April 1995 besetzten Aktivistinnen und Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace die ausrangierte Plattform in der Nordsee. Damit begann das beispiellose Drama in der Nordsee.

Interessant wie das zwei Protagonisten heute auf dbate in der Rückschau sehen:

Greenpeace-Kampaiger Christian Bussau

NDR-Reporter Jochen Graebert

Die Kampagne gegen Shell hat uns gezeigt was machbar ist: Nämlich eine ganze Nation – und mehr – gegen einen Konzern zu mobilisieren. Das bleibt bis heute allerdings einzigartig. Der damalige Kampagnenleiter und heutige Kampagnen-Geschäftsführer bei Greenpeace-Deutschland, Roland Hipp, sagt auf Youtube: “So etwas kann man nicht planen”.

Dennoch lässt sich einiges für die eigene Kampagnen-Planung daraus lernen:

Keep it simple, stupid: Einfache Botschaften.
In einer Zeit, in der jeder Bundesbürger beginnt seinen Müll zu trennen und zu sammeln, schmeißt man (Shell) seinen Industriemüll nicht einfach ins Meer.

Wähle Kampagnen opportunistisch aus.
Greenpeace-Kampagnen gegen die Meeresverschmutzung gab es auch zuvor schon viele – auch erfolgreiche. Doch erst die geplante Versenkung der Ölplattform bot die Chance ein  komplexes Thema auf ein Symbol zu reduzieren. Das setzt aber voraus, organisatorisch in der Lage zu sein, kurzfristig Kampagnen planen und umsetzen zu können.

Lass eine Story entstehen.
Erst nachdem die Aktivistinnen und Aktivisten durch Polizei und Shell-Mitarbeiter wieder geräumt wurden, zeichnete sich eine beginnende Dramaturgie ab. Greenpeace versuchte wieder auf die Plattform zu gelangen, Shell versuchte das zu verhindern. Es baute sich eine Spannung auf, die durch dramatische Fernsehbilder verstärkt wurde. Die Öffentlichkeit war life dabei. Das Bild von Greenpeace-Aktiven in der Rolle des Davids, der gegen den übermächtigen Goliath Shell kämpft, prägte sich ein. Unterstützungsaktionen vor Shell-Tankstellen und auf Großveranstaltungen, wie dem Kirchentag trugen dazu bei die Öffentlichkeit zu mobilisieren.

Die Unterstützung ist einfach.
Für die Bürgerinnen und Bürger, die nur woanders tanken müssen, für die Politikerinnen und Politiker, weil sie nicht in der Verantwortung stehen. Es entwickelte sich ein Boykott von Shell-Tankstellen, zu dem nie aufgerufen wurde und Politiker aller Couleur, bis hin zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, schlossen sich der Forderung nach dem Stopp der geplanten Versenkung an.

Es braucht Rückgrad und Solidarität.
Man muss wissen, dass in der Hochphase der Kampagne so ziemlich jeder der ca. 120 damaligen Greenpeace-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie die ca. 80 lokalen Greenpeace-Gruppen in Deutschland in irgendeiner Form an der Kampagne mitgewirkt haben. Das ging natürlich auch auf Kosten anderer wichtige Themen. Dazu müsst ihr bereit sein.